Lebensmittelbetrug und Lebensmittelsicherheit: So lassen sich Ihre Lebensmittel besser zurückverfolgen

Parmaschinken, der keiner ist, Bio-Produkte, in denen alles enthalten ist, außer Bio, oder Edelfisch, der eigentlich aus dem Abwasser kommt. Dinge wie diese klingen zunächst unglaublich, sind jedoch in der Lebensmittel- und Getränkebranche keine Seltenheit. Trotz enormer Sicherheitsvorkehrungen, Vorschriften und Richtlinien, gibt es immer wieder Hersteller, die den Verbraucher aus Profitgier bewusst täuschen. Ein Problem, das am Ende auf die ganze Industrie zurückfällt und misstrauische Verbraucher zurücklässt. Doch mit einigen entscheidenden Maßnahmen ist es möglich, dass Unternehmen den Lebensmittelbetrug eindämmen und die Lebensmittelsicherheit steigern.

Lebensmittelbetrug – was ist das überhaupt?

Bringt ein Hersteller Lebensmittel bewusst mit dem Ziel auf den Markt, durch vorsätzliche Täuschung finanzielle oder wirtschaftliche Vorteile zu erlangen, begeht er Lebensmittelbetrug. So mancher Produzent zeigt dabei eine beeindruckende Kreativität – und das leider im negativen Sinne. In diesem Zusammenhang kommt es deswegen nicht selten vor, dass unerlaubte Zusätze die Zusammensetzung eines Lebensmittels verändern oder dass Etiketten mit falschen Informationen ausgestattet sind. Das gefährdet nicht nur die Lebensmittelsicherheit allgemein, sondern auch die Sicherheit der Konsumenten. Und sind diese einmal in ihrem Vertrauen getäuscht, dauert es lange, es wieder aufzubauen.

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Häufig betroffen von Lebensmittelbetrug sind diverse Fleisch- und Fischarten. Gerade bei letzteren sind es oft die Zubereitungen als Filets, die nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Ein typisches Beispiel ist hier der Edelfisch. Stehen in einem Restaurant Seezunge, Forelle oder Lachs auf der Karte, verbirgt sich dahinter oft der weitaus günstigere Pangasius. Ein Betrug, der sich erst im Labor feststellen lässt. Es sei denn, der Gast ist ein ausgezeichneter Fischkenner. Gleiches gilt für eigentlich hochwertiges Rindfleisch, wie beispielsweise vom Kobe-Rind. Lediglich das Rindfleisch, welches aus der Japanischen Kobe-Region stammt, darf als solches bezeichnet werden. Viele Hersteller missachten diese Vorgaben und geben weniger hochwertiges Fleisch als Kobe-Rind aus. Dass es sich tatsächlich um Lebensmittelbetrug handelt, lässt sich auch hier nur mit Hilfe eines DNA-Tests im Labor nachweisen.

Risiken für Hersteller und Verbraucher

Während die Konsumenten bei den genannten Fisch- und Fleischbeispielen eher mit einem finanziellen Schaden und dem Ärger darüber, viel Geld für etwas Minderwertiges bezahlt zu haben, davon kommen, kann der Lebensmittelbetrug in manchen Fällen zu einer Gefahr werden. Ein gutes Beispiel dafür sind Nüsse. Stellen Sie sich einmal vor, ein Verbraucher ist allergisch gegen Erdnüsse und plötzlich befinden sich diese in einer Tüte, die eigentlich als Haselnussmischung im Regal steht. Das kann gravierende Folgen haben. Und dabei ist nicht allein von der Gesundheitsgefährdung des Konsumenten die Rede. Auch ehrliche Hersteller leiden unter einer solchen negativen Beeinflussung der Lebensmittelsicherheit.

Gerade in der heutigen Zeit des Internets verbreiten sich Informationen extrem schnell und weltweit. Verbraucher kommunizieren über Soziale Medien, beeinflussen sich gegenseitig und werden immer anspruchsvoller. Mit ihren Wünschen Schritt zu halten ist für die Hersteller der Lebensmittel- und Getränkeindustrie ebenso schwer, wie gegen Vorurteile zu kämpfen. Ist ein Produkt einmal in Verruf geraten, so geschieht es schnell, dass die Konsumenten alle Produkte dieser Art und von sämtlichen Herstellern meiden. So leiden auch die Unternehmen, die sich offensichtlich von Lebensmittelbetrug distanzieren und ein vertrauensvoller Partner für ihre Kunden sein wollen. Es ist wie ein Teufelskreis, der sich nur schwer durchbrechen lässt.

Unklare gesetzliche Vorgaben verstärken das Problem

Generell gibt es eine Unterscheidung zwischen einer Verletzung des Lebensmittelrechts, die lediglich mit einem Bußgeld geahndet wird, und Lebensmittelbetrug. Dieser wird strafrechtlich verfolgt. Doch die Sichtweisen der Länder auf der ganzen Welt gehen hierbei stark auseinander. Allein in Europa gibt es eine große Zahl unterschiedlicher Einstellungen in Bezug auf die Verletzung des Lebensmittelrechts und eine einheitliche rechtlich Definition dazu steht bisher aus. Für die Hersteller der Lebensmittel- und Getränkeindustrie bedeutet das eine schwerere Aufrechterhaltung der Lebensmittelsicherheit, fehlen doch die Richtlinien, um sich klar von Lebensmittelbetrug abgrenzen zu können.

Eine Möglichkeit, sich gegen Lebensmittelbetrug zu wehren, gibt es allerdings doch – die Orientierung an einem Compliance Guide und die Nutzung eines Supplier’s Guide. Die Compliance meint allgemein die Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf die Lebensmittel- und Getränkeindustrie und beinhaltet zudem die Umsetzung freiwilliger, unternehmensspezifischer Kodizes. Sie regelt, dass alle Produkte, die auf den Markt kommen, den regulatorischen Anforderungen des jeweiligen Landes und seiner Gesetzgebung entsprechen. Der grundlegende Gedanke dabei ist, das Wohl des Kunden, die Erhaltung seiner Gesundheit und die Vermeidung von Täuschungen und Falschinformationen zu sichern.

Mit Compliance Guide und Supplier’s Guide auf der sicheren Seite

Kunden kaufen ein Produkt, wenn sie sich seiner Qualität sicher sind. Der einzige Weg für sie, herauszufinden, ob bei einem Produkt die Lebensmittelsicherheit gegeben ist, oder nicht, ist das Produktetikett. Hier findet der Konsument alle wichtigen Angaben zu Nährwerten und Inhaltsstoffen, zu Herkunft und Herstellung des jeweiligen Produktes. Hinzu kommen Bio- und Tierschutzzertifikate, die eine sichere Herstellung bezeugen. Damit ist das Produktetikett maßgeblich für die Kaufentscheidung des Kunden. Was für ihn ein großer Vorteil ist, erweist sich gleichzeitig als Herausforderung für die Hersteller der Lebensmittel- und Getränkebranche. Denn ein Compliance Guide legt genau fest, welche Inhaltsstoffe wie auf einem Etikett deklariert sein müssen. Wer zudem mit einem Supplier’s Guide arbeitet, kann auch von seinen Lieferanten eine detaillierte Deklaration aller Inhalte anfordern. Mittels Fragebögen erhalten Hersteller so alle wichtigen Informationen zu den Materialien, die sie verarbeiten, und können die Rückverfolgung ihrer Produkte von Anfang bis Ende garantieren.

In der Europäischen Union gilt in diesem Zusammenhang die Aufführung der sogenannten „Big Seven“ – der sieben Angaben, die auf keinem Etikett fehlen dürfen. Seit dem 13. Dezember 2016 ist es grundsätzlich verpflichtend, dass jeder Hersteller alle Informationen zu Brennwert, Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz auf einer Verpackung angibt. Immer bezogen auf eine Produktmenge von 100 Gramm beziehungsweise 100 Milliliter müssen diese Nährwerte für den Konsumenten klar ersichtlich sein, um ihm die Einordnung des Produkts in seinen Ernährungsplan zu erleichtern. Gerade für Unternehmen, die ihre Produkte in mehrere Länder liefern, kommt mit der jeweiligen Landessprache eine Herausforderung hinzu. Ähnlich verhält es sich auch außerhalb Europas, wie zum Beispiel in den USA, China oder Neuseeland und Australien.

PLM-Software richtig nutzen

Alle landesspezifischen Richtlinien manuell zu überprüfen würde extrem viel Zeit kosten und die Hersteller vermutlich in den Ruin führen. Eine automatisierte Bearbeitung aller Produkte und ihrer Etiketten ist ein Muss. Nur so lassen sich Produkte schnell auf den Markt und in den Einkaufskorb der Konsumenten bringen. Deswegen ist die Arbeit mit einer Software für das digitale Produktlebenszyklusmanagement (PLM) unabdingbar. Dieses garantiert eine Einhaltung der Compliance und geht damit einen großen Schritt in Richtung umfassender Lebensmittelsicherheit.

PLM Lösungen ermöglichen es den Herstellern der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, alle Produktspezifikationen mit nur einem integrierten System zu steuern. In allen Abteilungen eines ganzen Unternehmens erfolgen jegliche Aktualisierungen zeitnah und dynamisch. Von den Zutaten bis zum fertigen Produkt stellt das richtige PLM System einen verlässlichen Bericht mit allen essentiellen Informationen zusammen. Neben verwendeten Inhaltsstoffen berücksichtigt dieser auch Herkunft, geographische Besonderheiten und verschiedene Sprachen. So sorgt ein PLM System dafür, dass bei der Erstellung von Etiketten alle nötigen Angaben verarbeitet und die Anforderungen des Compliance Guide sowie des Supplier’s Guide umgesetzt sind.

Und davon profitiert am Ende vor allem der Verbraucher. Hat er Zugang zu umfassenden, verständlichen und zuverlässigen Informationen, fühlt er sich sicher. Das baut Vertrauen zum Hersteller auf und stärkt wiederum dessen Position am Markt. Wächst der Einfluss dieser ehrlichen Unternehmen, so geht auf Dauer auch der Lebensmittelbetrug zurück und die Lebensmittelsicherheit nimmt zu.

 

Fotoquelle Titelbild: © shutterstock/papillondream

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