Compliance in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie

Das ist der Trend der letzten zwei Jahre: Lebensmittelgeschäfte, die ihre Waren ohne Verpackung verkaufen. In Deutschland gibt es bereits rund 70 davon, Tendenz steigend. Doch nach wie vor bedienen sie nur eine Nische, denn Verpackungen mit Produktinformationen sind für Konsumenten ein wichtiger Faktor, wenn es um die Entscheidung für oder gegen den Kauf eines Produktes geht. Die Compliance spielt dabei eine wichtige Rolle, ist sie doch dafür verantwortlich, die Anforderungen des Kunden an Etiketten und Produktinformationen zu garantieren. Was die Compliance regelt und wie auch die Hersteller der Lebensmittel- und Getränkeindustrie davon profitieren, lesen Sie in diesem Beitrag.

Allgemein ist Compliance die Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf die Lebensmittel- und Getränkeindustrie und beinhaltet zudem die Umsetzung freiwilliger, unternehmensspezifischer Kodizes. Sie regelt, dass alle Produkte, die auf den Markt kommen, den regulatorischen Anforderungen des jeweiligen Landes und seiner Gesetzgebung entsprechen. Der grundlegende Gedanke dabei ist, das Wohl des Kunden, die Erhaltung seiner Gesundheit und die Vermeidung von Täuschungen und Falschinformationen zu sichern.

Das übergeordnete Ziel der Compliance

Warum ein Kunde sich für den Kauf eines Produktes entscheidet, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Mal spricht ihn die Verpackung an oder der Preis, mal kennt er das Produkt bereits und ist überzeugt von der Qualität oder er ist einfach neugierig. Studien des Ernährungsreport 2017 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft haben ergeben, dass 89 Prozent aller Deutschen bei ihrem Einkauf Wert auf eine gesunde Ernährung legen. Verständlich also, dass der Blick im Geschäft häufig auf die Nährwertangaben und Inhaltsstoffe fällt, wenn es darum geht, welches Produkt im Warenkorb und später auf dem heimischen Esstisch landet. Eine stetig wachsende Zahl an Konsumenten will heute wissen, woraus sich ein Produkt zusammensetzt, wann es hergestellt wurde und wie lange es haltbar ist.

Hinzu kommen Informationen über die Anteile an Zucker und Fett sowie die Kalorien. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Kaufentscheidung – insbesondere, wenn Diät- oder Ernährungspläne die Mahlzeiten bestimmen. Und auch diverse Allergien und Unverträglichkeiten machen eine eindeutige Kennzeichnung der Inhaltsstoffe eines Produktes notwendig. Hierin liegt eine Herausforderung, die die Lebensmittel- und Getränkeindustrie zukünftig noch mehr fordern wird: Schätzungen des Robert-Koch-Instituts haben ergeben, dass rund 30 Millionen Menschen in Deutschland an einer Allergie leiden. Eine entsprechende Kennzeichnung über Allergene auf Produktverpackungen ist deswegen Pflicht. Damit regelt die Compliance, dass der Konsument seine Waren nach bestem Wissen und Gewissen kaufen kann.

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Wissen, was drin ist

Ohne die entsprechende Kennzeichnung auf Produktetiketten hat der Konsument keine Möglichkeit zu wissen, was er eigentlich kauft. Nur hier steht geschrieben, was in einem Produkt enthalten ist. Was für den Kunden ein Vorteil ist, erweist sich als Herausforderung für die Hersteller der Lebensmittel- und Getränkebranche. Denn die Compliance legt genau fest, welche Inhaltsstoffe wie auf einem Etikett deklariert sein müssen. In der Europäischen Union gilt hier die Aufführung der sogenannten „Big Seven“ – der sieben Angaben, die auf keinem Etikett fehlen dürfen. Seit dem 13. Dezember 2016 grundsätzlich verpflichtend, muss jeder Hersteller alle Informationen zu Brennwert, Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz auf einer Verpackung angeben. Immer bezogen auf eine Produktmenge von 100 Gramm beziehungsweise 100 Milliliter müssen diese Nährwerte für den Konsumenten klar ersichtlich sein, um ihm die Einordnung des Produkts in seinen Ernährungsplan zu erleichtern.

Neben der EU setzen auch die meisten anderen Länder auf Nährwertangaben pro 100 Gramm. Damit hat man als Konsument die Möglichkeit, Produkte auch international zu vergleichen. Eine Ausnahme bilden die USA. Hier ist es im Sinne der Konsumenten, zu zeigen, wie viele Kalorien man pro Portion zu sich nimmt. Deswegen machen Hersteller dort alle Angaben generell pro Portion. Trotz landesspezifischer Unterschiede ist das übergeordnete Ziel der Compliance jedoch immer, dem Kunden ein bestmögliches Informationsangebot zu bieten und damit das Vertrauen zwischen Herstellern und Konsumenten aufrecht zu erhalten.

Die Herausforderung für Hersteller

Wer sich als Hersteller in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie dauerhaft auf dem Markt platzieren und neben der Konkurrenz standhalten will, der muss dafür sorgen, dass er alle Forderungen der Compliance zu jeder Zeit erfüllt. Seit 2014 gibt es in Europa in diesem Zusammenhang Regeln und Vorgaben, um das Produktdatenmanagement in Unternehmen zu vereinfachen. Von der Europäischen Lebensmittelaufsichtsbehörde EFSA (European Food Safety Authority) entwickelt, verpflichtet die sogenannte Europäische Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) 1196/2011 Hersteller dazu, Konsumenten beim Kauf von Lebensmitteln und Getränken den Zugang zu allen relevanten Produktinformationen zu ermöglichen. Europaweit einheitliche Vorgaben zur Kennzeichnung der Produkte sollen das erleichtern.

Neben Richtlinien zu Größe und Position der Schrift auf Verpackungen, zum optischen Hervorheben von Allergenen und zur obligatorischen Nährwertkennzeichnung auf allen Produkten, schreibt die LMIV vor, dass auch die Herkunft von Frischfleisch und die Verwendung von Ersatzstoffen zu kennzeichnen sind. Da den Überblick zu behalten, kann sich für Unternehmen schnell als Herausforderung erweisen – vor allem, wenn es darum geht, die aktuelle Gesetzeslage kontinuierlich im Blick zu haben. Durch Forderungen seitens EU-Institutionen und Verbraucherzentralen unterliegen die gesetzlichen Regelungen einer stetigen Veränderung. Immer wieder gibt es neue Anforderungen, die eine schnelle Umsetzung in der Praxis erfordern.

Musste man beispielsweise Allergene früher nicht fett drucken, ist das heute Vorschrift. Pflanzenfette mussten früher nicht mit dem botanischen Ursprung deklariert sein, jetzt ist es Pflicht. Um da immer auf neuestem Stand zu sein, reicht es als Unternehmen nicht, sich bloß auf eigene Recherche zu verlassen.

Mit einer PLM-Software die Compliance einhalten

Wer bei der Aktualisierung, Umsetzung und Dokumentation aller gesetzlichen Vorgaben auf manuelle Arbeit setzt, kann kaum mit dem Wettbewerb mithalten. Steigende Kundenanforderungen und der Wunsch nach schnelleren Produktentwicklungszeiten führen zu einer wachsenden Datenmenge. Eine manuelle Verarbeitung dieser Daten kostet Unternehmen nur Zeit und Geld und fördert darüber hinaus die Entstehung von Fehlerquellen. Gewinnbringendes Arbeiten sieht anders aus. Für die Compliance ist die Arbeit mit einer Software an dieser Stelle unabdingbar. Denn ein Hersteller, der von der Idee über den Produktionsprozess bis hin zum fertigen Produkt auf automatisierte Prozesse setzt, ist klar im Vorteil. Die Lösung: eine Software zum digitalen Produktlebenszyklusmanagement (PLM).

PLM-Lösungen ermöglichen es den Herstellern der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, alle Produktspezifikationen mit nur einem integrierten System zu steuern. In allen Abteilungen eines ganzen Unternehmens erfolgen jegliche Aktualisierungen zeitnah und dynamisch. Von den Zutaten bis zum fertigen Produkt stellt das richtige PLM-System einen verlässlichen Bericht mit allen essenziellen Informationen zusammen. Neben verwendeten Inhaltsstoffen berücksichtigt dieser auch Herkunft, geographische Besonderheiten und verschiedene Sprachen. So sorgt ein PLM-System dafür, dass bei der Erstellung von Etiketten alle nötigen Angaben verarbeitet und die Anforderungen der Compliance umgesetzt sind.

Zusätzlich arbeiten PLM-Systeme konform mit den internationalen gesetzlichen Anforderungen zu Inhaltsstoffen und Nährwerttabellen, immer angepasst an den jeweiligen Markt, auf dem das Produkt am Ende landet. Dabei berücksichtigt eine PLM-Lösung auch die Vorgaben aller belieferten Länder und druckt die Etiketten in den erforderlichen Sprachen aus. Damit sichert sie dem Hersteller das Einhalten der Compliance Richtlinien und generiert einen entscheidenden Vorteil für die Konsumenten aller Länder: Produkte zu erwerben, die sie – mit umfassenden Informationen versorgt – nach bestem Wissen und Gewissen kaufen können.

2019-07-09T14:38:07+02:00Compliance Management|
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