Kulinarischer Tourismus am Küchentisch: „Reisen“ durch internationale Geschmäcker und innovative virtuelle Erlebnisse

Der Tourismus war einer der vielen Aspekte unseres Lebens, die von der globalen Pandemie besonders betroffen waren. Das hat nicht nur Einfluss auf die Menschen, die in dieser Branche arbeiten – sondern auch auf die Lebensmittelindustrie. Nur anders, als Sie vielleicht denken. Lebensmittelexperten beobachten, dass viele Verbraucher sich zunehmend für Geschmacksrichtungen über die Landesgrenzen hinaus interessieren. Sie erleben so die Welt durch eine indirekte Form des Reisens.

Was ist kulinarischer Tourismus?

Einfach ausgedrückt, bezieht sich „kulinarischer Tourismus“ auf Menschen, die versuchen, eine neue Kultur kennenzulernen oder zu erleben, indem sie Dinge essen und trinken, die in dieser Kultur heimisch sind. Am einfachsten geht das, wenn eine Person tatsächlich zum gewünschten Ziel reisen und eine Mahlzeit in einem lokalen Restaurant oder einer Bar bestellen kann.

2020 erwies sich das natürlich als sehr schwierig. Grenzen und Hotels wurden geschlossen, Flüge wurden gestrichen; praktisch jede Form des Reisens war im Zuge einer globalen Pandemie fast unmöglich oder unerreichbar.

Die vorübergehende Lösung?

Angesichts der stornierten Reisen und der Unsicherheit, wann sie wieder möglich sind, suchten viele Verbraucher nach internationalen Speisen und Aromen, um das „Reise“-Verlangen zu stillen. Auch wenn das Essen von vietnamesischer Phở im Schlafanzug oder die Zubereitung von mexikanischem Elote auf dem eigenen Grill nicht im Geringsten mit einer Reise in diese Länder gleichzusetzen ist, erzeugen sie doch das Gefühl aufregender neuer Erfahrungen in anderen Ländern.

Auf diese Weise versuchen die Konsumenten, sich Zugang zu anderen Welten zu verschaffen, die ihnen sonst verschlossen bleiben. Sie wollen nicht nur der Routine und Monotonie des häuslichen Alltags entfliehen, sondern auch in Kulturen eintauchen, in die sie nur zu reisen hoffen.

Kerry Global Taste Charts 2021 liefern neue Erkenntnisse

Die jährlich erscheinenden Kerry Taste Charts „sollen Produktentwickler inspirieren, indem sie Geschmackstrends in die Kategorien Mainstream, Key, Up and Coming und Emerging einteilen […][und sind] der Höhepunkt von Hunderten von Arbeitsstunden, einschließlich der Erforschung des Kaufverhaltens der Verbraucher, der Produktmuster und -leistung im Einzelhandel und des Verbraucherengagements über soziale Medien mit Trendspotter™, [ihrem] Tool für künstliche Intelligenz.“ Die mit Spannung erwarteten Geschmacks-Charts der Kerry Group haben Erkenntnisse über die Verbraucher auf globaler Basis geliefert.

Einige der „neuen“ Geschmacksrichtungen sind: Moringa, Manuka-Honig, Miso, Sambal, japanischer Furikake, Calamansi-Limetten, Kurkuma, etc. Der Bericht beschreibt auch eine Zunahme der Vorlieben für „sensorisch ansprechende Lebensmittel“ wie süße und scharfe Gerichte, kohlensäurehaltige Getränke und exotische Früchte, die interessante Texturen haben und ein Prickeln auf der Zunge der Nicht-Einheimischen erzeugen.

Regionale Geschmäcker

In Europa hat das Reisebedürfnis einen Aufschwung von Küchen wie der koreanischen, indischen, thailändischen und anderer asiatischer Länder erlebt. Die Europäer schätzen gewürzte Speisen sowohl wegen der aufregenden Aromen als auch wegen der diskutierten Vorteile für das Immunsystem. Auch Gewürze und Zutaten aus dem Nahen Osten werden immer beliebter, wobei Produkte wie Za’atar, Sumach, eingelegte Zitronen, Granatäpfel usw. die Führung übernehmen.

In den USA hat ein Jahr, das von zivilen Unruhen unter amerikanischenBürgern und Einwanderern geprägt war, viele Menschen dazu inspiriert, sich mehr über „ethnische“ Lebensmittel zu informieren. Sie wollten sie selbst erleben. Viele sind dazu übergegangen, regelmäßig Essen in ethnischen Restaurants zu bestellen, um die authentische Küche und die Besitzer der Restaurants zu unterstützen. Tatsächlich ist aus ähnlichen Gründen einer der größeren Lebensmitteltrends, der für die USA im Jahr 2021 vorhergesagt wird, ein größeres Interesse an der westafrikanischen Küche.

Mexikanische Kräuter und Zutaten wie getrocknete Chilis, Limetten und Mango sind für Amerikaner und Kanadier spannender geworden – mit einem erhöhten Interesse an lateinamerikanischem Essen im Allgemeinen.

Virtueller Lebensmitteltourismus

In einem vorherigen Beitrag haben wir angedeutet, dass ein bemerkenswerter Trend für das Jahr 2021 die Meal Kits für Zuhause sein werden. Bei diesem Trend können sich Verbraucher online ein Gericht bestellen, und das Restaurant schickt die Zutaten inklusive Anleitung zu ihnen.

In diesem Zusammenhang wird auch erwartet, dass es einige „Reisen“ in Form virtueller Kocherlebnisse und Lebensmittel-Touren geben wird. In Japan haben viele Verbraucher spezielle Abo-Boxen bestellt, um monatlich neue Lebensmittel und Geschmacksrichtungen kennenzulernen. Andere Unternehmen, die früher persönlich solche Touren angeboten haben, haben ihr Geschäft nun ins Internet verlagert.

Mini-Dokumentarfilme über regionale landwirtschaftliche Praktiken für Spargel, Reisfelder usw. wurden produziert und über soziale Medien vermarktet. Auch traditionelle Teezeremonien und Kochkurse dienten als Ersatz für die üblichen touristischen Aktivitäten.

Virtuelle Weinverkostungen über Zoom erlebten 2020 einen extremen Aufschwung, und es wird erwartet, dass sich ihre Beliebtheit auch 2021 halten wird. Einige Unternehmen schicken den Teilnehmern ihrer virtuellen Verkostungen sogar Proben aus Weinregionen wie Italien, Frankreich oder Chile zu.

Letztendlich ist kulinarischer Tourismus, auch wenn er auf traditionelle Weise nicht zu erreichen ist, immer noch eine spannende Aktivität, die Verbraucher begeistert. Durch innovative Liefermethoden und den verstärkten Kontakt mit länderspezifischen Geschmacksrichtungen können Verbraucher immer noch – im weitesten Sinne – die Internationalität erleben, nach der sie sich sehnen.