Nachhaltige Verpackung, Teil II: Abfallvermeidung durch essbare Verpackungen

In unserem vorherigen Beitrag dieser Serie haben wir erfahren, dass Kunststoffverpackungen zwar nützlich für die Konservierung von Lebensmitteln sind, aber aufgrund ihrer geringen Recyclingfähigkeit die Umwelt schädigen. Verbraucher sind falsch informiert über effektive Recycling-Praktiken, biologisch abbaubare Materialien sind nicht so kompostierbar wie angenommen, und viele Kunststoffe sind nicht leicht zu sortieren. Das Endergebnis? Weniger Kunststoffe, die wiederverwendet werden können, und mehr Kunststoffe, die auf Mülldeponien entsorgt werden.

Doch wenn Kunststoffe schädlich sind, was ist dann die Lösung? Vor allem: was ist die Lösung für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die Verpackungen ja schließlich für sichere Lebensmittel benötigt? Bei Veränderungen in der derzeitigen Verpackungspraxis steht viel auf dem Spiel.

In diesem Beitrag schauen wir uns die bewährten und gewohnten Materialien Glas und Aluminium an. Außerdem weiten wir unseren Blick auf spannende Kunststoff-Alternativen aus, die dabei genauso sicher sind: essbare Verpackungen.

Bessere wiederverwertbare Materialien

Gegenwärtig sind Glas und Aluminium gute Alternativen zu Kunststoff, die aktuell keiner Innovationen bedürfen.

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Glas

Abgesehen davon, dass Glas zu 100 % wiederverwertbar und nach der Wiederverwertung nicht anfällig für Qualitätsminderungen ist, weist es auch sehr hohe Wiederverwertungsraten auf. In der EU werden über 70 % des produzierten Glases recycelt, wobei einige Länder wie Belgien, Slowenien und Schweden jeweils 90 % oder höhere Recyclingraten aufweisen.

Darüber hinaus ist Glas in den USA das einzige Verpackungsmaterial, das von der FDA als vollständig sicher eingestuft wurde. Im Gegensatz zu Kunststoff, der aus zahlreichen Fasern und potenziell schädlichen Materialien hergestellt wird, wird Glas vollständig aus natürlichen Quellen wie Sand, Soda usw. hergestellt. Verbraucher müssen also nicht befürchten, dass sie über Glas potenziell schädliche Stoffe aufnehmen.

Aluminium

Ähnlich wie Glas ist auch Aluminium zu 100 % wiederverwertbar und kann ebenfalls viele Male wiederverwendet werden, ohne einen Verlust an Reinheit oder Qualität zu erleiden. Die Herstellung von Aluminiumdosen aus recyceltem Aluminium ist sogar billiger als die Neuproduktion.

Aluminium ist ein besonders wichtiges Material für die Lebensmittelindustrie, da es das einzige Material ist, das allen Lagerungs- und Kochbedingungen von Lebensmitteln standhalten kann. Aluminiumpackungen können in Gefriertruhen gelagert werden, mit Aluminiumpfannen lassen sich Gerichte im Ofen backen und auch auf dem Grill machen sie sich gut. Alles ohne Kompromisse bei den Eigenschaften des Materials. Mit anderen Worten: Für Lebensmittelhersteller ist es sehr nützlich.

Angesichts der Qualitäten dieser Materialien könnte die Umstellung der Verpackungen von Kunststoff auf Glas bzw. Aluminium ein Schritt in die richtige Richtung sein. Da äußere Bedingungen jedoch wenig Einfluss auf diese Materialien nehmen, dauert ihre Zersetzung auf Deponien noch länger als bei Kunststoff.

Folglich sind Innovationen bei Verpackungen nach wie vor notwendig.

Eine spannende Lösung: Essbare Verpackungen

Deshalb entwickeln Unternehmen und Wissenschaftler neue Optionen für Verpackungen, die weder recycelt noch biologisch abgebaut werden müssen. Stattdessen sind sie essbar. Gegenwärtig konzentrieren sich viele nachhaltig geführte Startups auf solche Innovationen:

  • Notpla: Das nachhaltige Verpackungs-Startup entwarf „Ooho“, eine Verpackung für Getränke und Saucen, die aus Meeresalgen und Pflanzen hergestellt wird. Sobald die Verpackung geöffnet und das Produkt verzehrt ist, kann der Verbraucher die Verpackung, die einer Art Gelatineblase ähnelt, essen. Das Material lässt sich auch als Abdeckfolie für trockene Lebensmittel wie Nüsse verwenden – oder als essbare Auskleidung für Takeaway-Behälter.
  • Twiice: Das neuseeländische Unternehmen Twiice hat essbare Kaffee- und Dessertbecher mit Vanillegeschmack entworfen, die einer Art Waffel ähneln. Lokale Cafés haben sie bereits in ihr Sortiment aufgenommen. Sogar auf nationaler Ebene hat sich die wichtigste Fluggesellschaft des Landes mit Twiice zusammengetan, um die üblichen Einwegbecher an Bord durch die essbaren Tassen zu ersetzen.

  • Ooble: Ähnlich wie das Produkt von Twiice, aber mit einem ganz anderen Hintergrund: Ooble Innovations hat einen essbaren Strohhalm aus Getreidemehl und anderem Pflanzenmaterial hergestellt. Ooble erkannte, dass Plastik-Strohhalme sehr umweltschädlich sind, und Papier-Strohhalme weichen zu schnell durch. Das Startup erfand daher eine essbare Lösung. Es gibt die Strohhalme in verschiedenen Geschmacksrichtungen und sie können gegessen werden, sobald das Getränk leer ist.
  • Bananenblätter: Derzeit ist Thailand führend, wenn es darum geht, Produkte mit haltbaren Bananenblättern statt mit Zellophan zu umhüllen. Die Supermarktkette Rimping dabei wegweisend. In anderen Ländern haben Wissenschaftler begonnen zu testen, wie sie die biologische Struktur der Bananenblätter verbessern können, um die Produkte länger haltbar zu machen. Diese Bananenblätter könnten in der Küche des Verbrauchers wiederverwendet werden, oder sie zerfallen auf ganz natürliche Weise.
  • Evoware ist ein weiteres Unternehmen, das Meeresalgen als Grundlage für seine innovativen Verpackungen verwendet. Das in Indonesien ansässige Unternehmen hat Ramen-Gewürzverpackungen hergestellt, die sich auflösen, wenn die heiße Brühe darüber gegossen wird. Außerdem entwickelten sie Verpackungen für belgische Waffeln (siehe Abbildung unten).

Die Zukunft bringt viele neue Möglichkeiten für die Lebensmittelindustrie

Während sich essbare Verpackungen noch in einer Art „Pilotphase“ befinden, lässt die Zukunft hoffen. Gegenwärtig besteht zwar für einige Hersteller die Sorge, dass die Herstellung dieses essbaren Materials kostspielig sein könnte. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass einige dieser Kosten auf kleine Produktionsteams und eine hohe Qualität der Inhaltsstoffe zurückzuführen sind. Die Entwicklung kann besonders in einer Startup-Umgebung teuer sein.

Sobald jedoch das Bewusstsein für diese Innovationen wächst und es mehr finanzielle Unterstützung gibt, können Lebensmittelhersteller mit der Verwendung dieser Verpackungen auch bei großen Marken rechnen. Die Luftfahrtindustrie zum Beispiel hat die Idee bereits aufgegriffen, andere Branchen werden voraussichtlich folgen. Zudem spielt der „Wow“-Faktor beim Erfolg von essbaren Verpackungen eine große Rolle.

2020-10-30T11:36:29+01:00Food & Compliance|
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