Leitfaden zum Nutri-Score: Hauptziele und aktuelle Verwendung des Lebensmittelkennzeichnungssystems

Das Nutri-Score-Lebensmittelsystem wird in ganz Europa eingeführt. Laut der Entscheidung der Europäischen Kommission ist die Motivation für dieses neue Lebensmittelkennzeichnungssystem, „sicherzustellen, dass die Verbraucher hochwertige Nährwertinformationen erhalten und ihre Gesundheit geschützt wird“.

Aber wie soll das funktionieren? Als Fachmann der Lebensmittelindustrie fragen Sie sich vielleicht außerdem, welche Auswirkungen dieses neue System auf den Verkauf Ihrer Produkte haben könnte und wie die Verbraucher Ihr Produkt sehen.

In diesem Beitrag decken wir alles auf, was es derzeit über den Nutri-Score zu wissen gibt.

Was ist das Nutri-Score Kennzeichnungssystem für Lebensmittel?

Das Nutri-Score-Lebensmittelkennzeichnungssystem ist eine einfache, von Ampeln inspirierte Möglichkeit, den Kunden die Gesundheit der auf dem Markt erhältlichen Lebensmittel zu zeigen.

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Der Nutri-Score wurde 2017 in Frankreich entwickelt, um Verbrauchern eine schnelle Kaufentscheidung zu ermöglichen. Ohne dass sie die Dose oder Schachtel umdrehen müssen, um die komplexere Kennzeichnung zu lesen.

Warum wurde der Nutri-Score entwickelt?

Fettleibigkeit wird in der EU zunehmend zu einem Problem. In allen europäischen Ländern ist ein Anstieg chronischer Krankheiten zu verzeichnen, für die Adipositas mitverantwortlich ist. Adipositas wird in vielen europäischen Ländern auch als einer der Schlüsselfaktoren für eine sinkende Lebenserwartung angesehen.

Das EU-Gesetz über Lebensmittelinformationen für Verbraucher stellt deshalb klare Regel auf, indem es

  • Anforderungen an den Brennwert von Fett, gesättigten Fetten, Kohlenhydraten, Zucker, Proteinen und Salz festlegt
  • verlangt, dass bei allen Lebensmitteln (verpackt oder unverpackt) die Allergene in einer anderen, lesbaren Art und einer bestimmten Größe aufgelistet sind
  • fordert, dass auf der Etikettierung der letzte Ort als Herkunft angegeben wird, wo das Produkt verpackt wurde.
  • die Angabe der täglichen Nährwert-Referenzmenge auf freiwilliger Basis einbezieht

Natürlich gibt es bereits Vorschriften zur Lebensmittelkennzeichnung, doch es gibt auch Bedenken, dass sie für die Verbraucher nicht schnell und einfach zu lesen sind. Der Nutri-Score dient zur schnellen Beurteilung des relativen Nährwerts eines Lebensmittels.

Während das System ursprünglich in Frankreich und Belgien in den Jahren 2017 und 2018 eingeführt wurde, kam es in Deutschland erst 2019 in Gebrauch. Zuvor hatte ein Gremium aus 1600 Verbrauchern ähnliche „Auf den ersten Blick“-Systeme verglichen. Deutschland hatte andere Optionen vorgestellt, die in Island und Großbritannien eingesetzt werden, aber Frankreichs Nutri-Score setzte sich durch. Visuell ist er am einfachsten zu lesen und zu verstehen.

In welchen Ländern gibt es bereits so etwas wie den Nutri-Score?

Chile hat noch extremere Anstrengungen unternommen, um den Anstieg der Fettleibigkeit und die damit verbundenen Gesundheitskrisen zu bekämpfen. Das Land verlangt schwarze, achteckige Warnhinweise, die auf allen Lebensmitteln mit hohem Zucker-, Salz- und Fettgehalt angebracht werden müssen. Die Grenzwerte liegen bei zehn Gramm Zucker, 400 Gramm Salz und 275 Kalorien pro 100 Gramm.

Die Auswirkungen dieser Maßnahme haben die Marken, die den Warnhinweisen unterliegen, bereits zu spüren bekommen. Grupo Bimbo bemerkte ein viermal höheres Umsatzwachstum bei Produkten ohne Warnhinweise als bei Produkten, die mit Warnhinweisen versehen werden müssen. Sie hat bereits damit begonnen, die Rezepte zu erneuern, um die Zahl der Lebensmittelprodukte zu reduzieren, die diese Kennzeichnung in Chile erfordern.

Das grüne Schlüsselloch-Logo wird in Schweden seit 1989 verwendet, um als Gütesiegel für Produkte zu fungieren, die salz- und zuckerarm sind und gleichzeitig einen gesunden Fett- und Getreideanteil aufweisen.

Als weitere Herangehensweise an das Problem der Fettleibigkeit fordern Australien, Mexiko und das Vereinigte Königreich eine zusätzliche Verkaufssteuer auf Getränke mit hohem Zuckergehalt.

Wie wird der Nutri-Score den Verbrauchern gezeigt?

Beim Nutri-Score wird ein Lebensmittel einen der fünf Buchstaben A bis E erhalten.

Natürlich ist A am gesündesten und E am wenigsten gesund. Ein Produkt mit einer E-Bewertung hat wahrscheinlich einen sehr hohen Zucker- oder Salzgehalt.

Der Nutri-Score wird normalerweise auf der Vorderseite eines Produktes aufgedruckt. So können die Verbraucher eine Kaufentscheidung treffen, ohne die Rückseite lesen zu müssen. Immer mehr Verbraucher kochen immer seltener von zu Hause aus und kaufen immer mehr verpackte und verzehrfertige Lebensmittel. Für sie muss es einen Weg geben, schneller Entscheidungen zu treffen und ihren vollgeladenen Tagen nachzugehen.

Ist der Nutri-Score verpflichtend oder freiwillig?

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Verwendung des Nutri-Score in den Ländern, in denen er eingeführt wurde, vollkommen freiwillig: Frankreich, Belgien, Spanien und Deutschland. Einzelne Länder können die Kennzeichnung nicht zwingend vorschreiben, ohne dass es einer EU-weiten Regelung bedarf. Bis dahin arbeitet das deutsche Bundesministerium für Ernährung daran, die rechtlichen Grundlagen zu schaffen, um die Kennzeichnung national verbindlich zu machen. Dieses Projekt hat bereits in diesem Jahr begonnen, aber es ist noch nicht absehbar, wie und wann sie dies gesetzlich verankern werden.

Was sind einige der Bedenken und Probleme mit dem Nutri-Score?

Das Nutri-Score-System kommt um Kritik nicht herum.

Einige Hersteller sind besorgt darüber, dass das System zu stark vereinfacht und unfaire Vor- und Nachteile mit sich bringen würde. Beispielsweise könnte Olivenöl eine rote E-Bewertung für seinen hohen Fettgehalt erhalten. In der Zwischenzeit befürchten Backwarenhersteller, die Fette als Geschmacksträger zum Reduzieren des erforderlichen Zuckeranteils eingeführt haben, dass ihre Produkte schlechtere Bewertungen erhalten könnten als Backwaren mit einem hohen Zuckergehalt.

Wieder andere Marken sind verärgert, dass auf dem Etikett nicht der CO2-Fußabdruck des Produkts angegeben ist.

Während das System sicherlich seine Vorzüge für Verbraucher hat, die Snacks und einfache Mahlzeiten kaufen, muss noch geprüft werden, ob es fair auf jedes einzelne Lebensmittelprodukt auf dem Markt angewendet werden kann.

Welche Unternehmen setzen den Nutri-Score bereits ein?

Danone und Nestlé sind zwei der größten Marken, die den Nutri-Score verwenden. In ihrer Pressemitteilung über die Entscheidung, das System einzuführen, wurde Nestlé von Monique Goyens, Generaldirektorin des BEUC, gelobt.

Sie wird mit den Worten zitiert: „In mehreren Ländern durchgeführte Untersuchungen zeigen deutlich, dass der Nutri-Score derzeit das leistungsstärkste Programm ist, das die Verbraucher beim Treffen gesünderer Entscheidungen unterstützt. Deshalb betrachten wir den Nutri-Score als ein wichtiges Instrument, um zur Bekämpfung der Adipositas-Krise beizutragen. Wir können anderen Unternehmen nur empfehlen, dem ausgezeichneten Beispiel von Nestlé zu folgen und den Nutri-Score auf ihren Produkten anzubringen. Wir sind der Meinung, dass alle europäischen Konsumenten vom Nutri-Score profitieren sollten. Daher haben mehrere Verbraucherorganisationen im BEUC-Netzwerk eine Petition lanciert, in der die Europäische Kommission aufgefordert wird, den Nutri-Score in ganz Europa verbindlich vorzuschreiben“.

Es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis das Mandat in Erfüllung geht. Die Bedrohung durch Warnhinweise ist derzeit Anlass für verbesserte Produktinnovationen von Marken, um die Wahrscheinlichkeit einer negativen Kennzeichnung proaktiv zu mindern.

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