Der Nutri-Score steht für Transparenz – und sichert damit Wettbewerbsvorteile

Als eine der neuesten Kennzeichnungsmethoden der Lebensmittel- und Getränkeindustrie hält der Nutri-Score Einzug in die Köpfe der Lebensmittelproduzenten. „Sollten wir ihn einsetzen? Lohnt er sich? Wie werden wir davon profitieren?“, sind nur ein paar Fragen, die sich Produktinnovatoren stellen.

Trotz aller Zweifel, die Unternehmen haben mögen, ist eines sicher: Verbraucher sehen im Nutri-Score eine nützliche Angabe und befürworten den langfristigen Einsatz.

Der Nutri-Score wurde entwickelt, um die Verbraucher bei der Auswahl gesünderer Lebensmittel zu unterstützen. Es wird erwartet, dass die Akzeptanz des Nutri-Scores in ganz Europa zunehmen wird. Wer diese Kennnzeichnung frühzeitig einführt, kann sich damit also von der Konkurrenz abhebenn.

Die Verbreitung des Nutri-Scores in Europa

In den letzten Jahren und vor allem jetzt, da die Pandemie in den Köpfen der meisten Menschen präsent ist, richten immer mehr Verbraucher ihren Fokus auf ihre Gesundheit. Dabei ist 92 % der europäischen Verbraucher bewusst, welch große Rolle Lebensmittel dabei spielen.

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Dennoch bleibt dieses Wissen bei einem beträchtlichen Teil der Verbraucher reine Theorie. Die überwiegende Mehrheit der Europäer weiß beispielsweise, dass sie ihren Konsum von Fett, Zucker und Salz reduzieren müssen. Trotzdem entwickelt sich Fettleibigkeit immer mehr zu einer echten Krise. In vielen europäischen Ländern sind bereits 40 bis 60 % der Menschen adipös.

Um dagegen vorzugehen, hat Frankreich 2017 den Nutri-Score entwickelt. Er soll Verbrauchern helfen, ungesunde Lebensmittel leichter zu erkennen. Die bunte Kennzeichnung auf der Vorderseite der Verpackung bietet Verbrauchern Orientierung beim Einschätzen des Gesundheitswerts.

Seit der Einführung wird der Nutri-Score von immer mehr Ländern genutzt. Besonders Danone und Nestlé stellen sich dabei als Marken heraus, die den Score konsequent aufdrucken – sehr zur Freude von Verbrauchern und Aufsichtsbehörden.

Der Nutri-Score und seine (möglichen) Unzulänglichkeiten

Ist der Nutri-Score wirklich hilfreich für die Verbraucher? Sollte ihnen diese Form der Entscheidungsfindung angeboten werden oder reichen nicht auch die üblichen Nährwertangaben auf der Rückseite?

In einer kürzlich durchgeführten Umfrage unter 1600 deutschen Verbrauchern wurde der Nutri-Score ähnlichen Lebensmittelkennzeichnungssystemen vorgezogen, die für eine schnelle und gesunde Entscheidungsfindung entwickelt wurden.

Obwohl der Nutri-Score für die Verbraucher einen deutlichen Vorteil darstellt, wird er von vielen Marken als eine unnötige Belastung empfunden. Man hört Aussagen, dass er unfair und übermäßig vereinfachend sei. Ein kohlensäurehaltiges, aromatisiertes Wasser könnte beispielsweise einen grünen Wert erhalten, obwohl es voller künstlicher Inhaltsstoffe ist. Im Gegensatz dazu wird ein gesundes Speiseöl als rot eingestuft, weil es pures Fett ist.

Solche falschen Vorstellungen im Zusammenhang mit dem Nutri-Score führen natürlich zu Frust und Ablehnung. Dabei werden Lebensmittel, die von Natur aus voller gesunder Fette sind, z.B. nicht mit einer negativen Kennzeichnung versehen.

Der Nutri-Score als Chance

Wer sich selbst mit der Funktionsweise beschäftigen möchte, kann damit beginnen, das Rating mit Hilfe des Nutri-Score-Rechners selbst zu ermitteln.

Selbst wenn die Bewertung in einer hohen orangen oder roten Kategorie liegt, besteht der Vorteil darin, dass die Transparenz der Verbraucher über eine Marke hinweg ein hohes Maß an Vertrauen und Zufriedenheit bei den Verbrauchern gewinnen könnte. Immerhin geben 86 % der Verbraucher an, dass mangelnde Transparenz sie dazu veranlasst, eher bei der Konkurrenz zu kaufen. Transparenz ist damit ein wichtiger Wettbewerbsvorteil – denn dieser Wert gewinnt bei Millennials und der Generation Z immer mehr Bedeutung.

Infolgedessen kann ein Unternehmen, das die transparenten Kennzeichnungspraktiken des Nutri-Scores und dessen Informationswert umsetzt, neue Verbraucher anziehen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf können Marken Verbraucher bei Konkurrenten abwerben, die den Nutri-Score noch nicht verwenden.

Ein vielleicht noch größerer Vorteil des Nutri-Scores: Mit ihm können Produkte transformiert und innoviert werden – denn er bietet eine großartige Testgrundlage. Dadurch können Unternehmen bessere Entscheidungen bei der Produktion treffen, sodass die Marke als Ganzes besser wahrgenommen wird.

Die Zukunft des Nutri-Scores

Obwohl bisher noch kein Land den Nutri-Score zur Bedingung gemacht hat, prüft Deutschland dies. Anfang Oktober 2020 verabschiedete der deutsche Bundesrat die Verordnung zur legalen und freiwilligen Nutzung des Nutri-Scores, die voraussichtlich Anfang November 2020 in Kraft treten wird.

Es ist nicht möglich, dass die EU-Länder die Kennzeichnung einzeln verpflichtend statt freiwillig machen. Es in einem EU-Land verbindlich vorzuschreiben, würde eine EU-weite Regelung erfordern. Während also eine EU-weite Kennzeichnungspflicht noch nicht möglich ist, prüft das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft derzeit, wie die rechtlichen Grundlagen für eine erweiterte Nutzung geschaffen werden können.

Mit zunehmendem Druck von Regulierungsbehörden, Regierungen mit wachsenden Gesundheitskrisen und Verbrauchern wird eine transparentere Kennzeichnung zweifellos zunehmen. Indem sie dies akzeptieren und eher früher als später umsetzen, können Marken den Trends und ihrer Konkurrenz immer einen Schritt voraus sein.

2020-10-15T10:18:07+02:00Food & Compliance, Transparency|
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