Die Phasen des Lebensmittel-Kaufverhaltens im Jahr 2020: Wie die Pandemie die Kaufentscheidungen der Verbraucher beeinflusst

Der Druck auf Supermärkte durch Covid-19 hat den Lebensmittel- und Getränkeherstellern sowie Einzelhändlern in diesem Jahr viel zu denken gegeben. Jahre des prognostizierten Umsatzwachstums kamen in nur wenigen Monaten zusammen, und viele der üblichen Verbraucherverhaltensweisen veränderten sich drastisch.

Ähnlich wie die Pandemie, die sich in Wellen bewegt hat, haben auch die Kaufentscheidungen der Verbraucher verschiedene Phasen durchlaufen. Die Lebensmittelindustrie hat sich schon darauf eingestellt, im weiteren Verlauf der Pandemie neue Wege zu gehen. Besonders auf einige Muster sollte sie dabei Acht geben.

Phasen der Einkaufsmuster

Beginnend mit der ersten Welle, die Amerika und Europa Ende 2019/Anfang 2020 traf, haben sich die Einkaufsmuster im Lebensmitteleinzelhandel in verschiedenen Phasen entwickelt.

Hamsterkäufe:

Wie bekannt ist, war die erste Phase durch panisches Aufstocken der Vorräte gekennzeichnet. Als die ersten Nachrichten über mögliche Schließungen eintrafen, gingen die Bürger wutentbrannt in die Lebensmittelgeschäfte, um sich mit dem Notwendigsten zu versorgen. Nicht verderbliche Waren wie Gemüsekonserven, Teigwaren, getrocknete Hülsenfrüchte, Tiefkühlkost usw. wurden in großen Mengen gekauft. Dasselbe traf für Toilettenpapier zu, das weltweit in den Geschäften ausverkauft war. In dieser Phase war die Markentreue weniger wichtig. Verbraucher wollten einfach nur das haben, was verfügbar war – auch wenn dies bedeutete, dass sie in den nächsten Wochen teurere Nudeln essen mussten.

In China war Tiefkühlkost besonders beliebt; einige Tiefkühlkost-Hersteller berichteten von bis zu 80 % Umsatzsteigerung. Da Familienlieblinge wie Knödel, Fleisch und Meeresfrüchte Berichten zufolge am meisten gekauft wurden, hat China auch einige Einschränkungen für diese Produkte erlassen – aus Angst, dass sie Spuren des Virus enthalten könnten. Obwohl das Ansteckungsrisiko bei Tiefkühlkost laut WHO gering ist, hat China seitdem vollständige Tests von importierten Tiefkühlkostprodukten gefordert. Infolgedessen sind die Verkäufe für inländische Unternehmen am stärksten gestiegen.

Nostalgie-Geschäft:

Nach der anfänglichen Phase des Aufstockens begannen die Verbraucher, aus Nostalgie heraus zu kaufen. In den USA hatten Verbraucher, die sich selbst als gesundheitsbewusst erklärten, damit begonnen, weniger gesunde Lieblingsprodukte aus Kindheitstagen zu kaufen. Im Sommer stieg der Umsatz von Campbell’s Soup gegenüber dem Vorjahr um 59 %. Conagra, das die beliebte Marke „Chef Boyardee“ beliefert, verzeichnete eine ähnliche Gewinnspanne. Und auch J.M. Smucker, dessen Umsätze aufgrund des anhaltenden Trends zu gesunden Lebensmitteln stetig zurückgingen, konnte seine Gewinne steigern, weil die Käufer die Produkte aus Bequemlichkeit kauften.

Es scheint, dass sich viele Verbraucher in Zeiten von übermäßigem Stress und ständiger schlechter Nachrichten mit Lebensmitteln beruhigen, die nostalgische Gefühle hervorrufen. Deshalb ist Phase zwei vor allem durch emotionales Einkaufen gekennzeichnet.

Lieferung und lange Einkaufslisten sind besonders beliebt

Lieferung von Lebensmitteln:

In der gegenwärtigen Phase – vielleicht der längsten – haben die Optionen für die Lieferung von Lebensmitteln stark zugenommen. Dazu gehören sowohl die Lieferung nach Hause als auch Abholmöglichkeiten am Straßenrand. Allein in der ersten Märzhälfte des Jahres 2020, so Statista, habe die Zahl der Lieferapp-Downloads in den USA um über 100 Prozent zugenommen.

© Statista 2020

Im Jahr 2019 stiegen die E-Commerce-Verkäufe bereits deutlich an; in den ersten Monaten der Pandemie kam es jedoch zu einem Anstieg der Einkäufe bei Online-Lebensmitteleinzelhändlern um fast 300%. Der jährliche Analysebericht der Food Industry Association, in dem diese Ergebnisse veröffentlicht wurden, stellte auch fest: viele traditionelle Einzelhändler mussten extra Mitarbeiter für den E-Commerce und die Lieferung einstellen, um die Nachfrage zu decken.

Whole Foods eröffnet einen Store, der nur der Lieferung von Lebensmitteln dient

Diese ist nämlich so exponentiell gestiegen, dass der amerikanische Supermarktgigant Whole Foods Market seinen ersten „dark store“ eröffnete. Dieser Store ist ausschließlich für die Lieferung und Abholung von Lebensmitteln bestimmt. Er ist nicht für öffentliche Einkäufe von Verbrauchern geöffnet. Somit will Whole Foods einen voll funktionsfähigen Lieferservice ermöglichen, um die anderen Geschäfte nicht durch das Vorbereiten, Abfüllen und Verteilen der Bestellungen zu überlasten.

Quelle: https://www.aboutamazon.com/news/retail/take-a-look-at-whole-foods-markets-first-permanent-online-only-store?tag=bisafetynet2-20

Der Laden selbst ähnelt einer Art Lagerhaus, kombiniert mit der üblichen Regalaufteilung und Tiefkühltruhen. Es gibt auch einen völlig neuen Bereich, der mit Verpackungsmaterial für Lieferungen bestückt ist.

Obwohl der Ansturm auf Liefermöglichkeiten und das Abholen am Geschäft das Ergebnis von Abriegelungen und der allgemeinen Angst vor einer Pandemie war, ist er ein fester Bestandteil des Lebensmitteleinkaufs geblieben. Denn ihn ihm sehen Verbraucher eine sichere und bequeme Option. Selbst Verbraucher, die diesem Konzept zuvor kritisch gegenüber standen, nutzen die Dienste nun regelmäßig. Auch, nachdem die anfängliche Panik vor dem Virus abgeklungen ist. Bedingt durch die aus der Pandemie entstandene Notwendigkeit werden sich Online-Lebensmittelgeschäfte sicher noch weit über die Pandemie heraus halten.

Längere Listen:

Studien von Deloitte zeigen: Um weniger Zeit mit dem Einkaufen zu verbringen, nutzen Verbraucher nun umfangreiche Einkaufslisten. Die Verbraucher sind weniger daran interessiert, ein paar Mal pro Woche in Lebensmittelgeschäfte zu gehen, um dort kleinere Besorgungen zu erledigen. Stattdessen haben sie begonnen, wöchentliche oder sogar zweiwöchentliche Einkaufstouren zu planen und in größeren Mengen einzukaufen. Die Trends in der Verbraucherstudie deuten darauf hin, dass diese Entwicklung ebenfalls noch weit über das Jahr 2020 hinaus anhalten wird.

Die Lebensmittelindustrie überwindet diese Widrigkeiten

Trotz der vielen Veränderungen in diesem Jahr ist klar: die Lebensmittelindustrie wird auch weiterhin den Anforderungen des Verbraucherverhaltens gerecht werden. Obwohl sich die Branche mit vielen Herausforderungen konfrontiert sah – insbesondere bei der Produktion und Lagerung – war sie dennoch in der Lage, den Verbrauchern das zu geben, was sie in dieser unsicheren Zeit brauchen. Hersteller und Lebensmittelgeschäfte innovieren auf ihre eigene Art und Weise, angefangen bei der Einführung von Lieferdiensten bis hin zur Neugestaltung der Geschäfte, um sie sicherer zu machen.

Die Covid-19-Krise hat sicherlich Möglichkeiten für Wachstum und Verbesserungen im Lebensmittelsektor eröffnet, die nicht vorhergesehen wurden. Dennoch waren viele der Hauptakteure in der Lage, diese Probleme anzugehen und weiterhin für volle Regale zu sorgen.