PLM – ein Wegbereiter für die Digitalisierung von Lebensmitteletiketten (Teil 1)

Mit Slogans wie „Geiz ist geil!“ oder „Billig will ich!“ lockten Warenhäuser und Lebensmittelgeschäfte in den frühen 2000er Jahren Massen an Kunden in ihre Filialen. Wenig Geld für viel Produkt auszugeben, traf den Nerv der Zeit. Doch heute, gut fünfzehn Jahre später, hat sich das komplett geändert. Das Interesse der Konsumenten fokussiert sich mehr und mehr auf bewusste Ernährung und Qualität. Etiketten mit Produktinformationen und Nährwerttabelle sind für Hersteller der Lebensmittel- und Getränkeindustrie deswegen die entscheidenden Faktoren, wenn es darum geht, Kunden zu einer finalen Kaufentscheidung diverser Produkte zu bewegen. Gut beraten ist, wer hier auf die Arbeit mit einem Produktlebenszyklusmanagement (PLM) setzt. Doch wie funktioniert das überhaupt?

Geht es um strategische Vorgehensweisen in Herstellung, Etikettierung und Verkauf von Lebensmitteln und Getränken, bietet PLM einen einheitlichen Satz an Businesslösungen für alle Anforderungen. Es unterstützt nicht nur die Arbeit von Führungsebene und kreativen Abteilungen, sondern darüber hinaus auch die Verbreitung und den Gebrauch von Produktinformationen auf Etiketten – und das im ganzen Unternehmen von der Ideenfindung über die Produktion bis hin zur gesamten Lebensdauer eines Produktes. Wer allerdings denkt, PLM sei nur eine Technologie, liegt falsch: Es ist die Verbindung verschiedenster Techniken und Methoden sowie bewährter Verfahren und Funktionen. Dazu gehören beispielsweise Produktdatenmanagement (PDM), computergestütztes Design (CAD), digitale Herstellung oder Manufacturing Operations Management (MOM). Hinzu kommen eine Vielzahl physikalischer Elemente, Dienste und/oder Systeme.

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Die Vorteile des Produktlebenszyklusmanagement

Welches Produkt spricht Kunden an? Was überzeugt sie? Und was wandert am Ende in den Einkaufswagen? Fragen wie diese müssen sich Hersteller der Lebensmittel- und Getränkeindustrie vor allem beim Design der Etiketten stellen. Die Arbeit mit einem PLM kann Unternehmen hier maßgeblich unterstützen und Arbeitsprozesse wesentlich erleichtern. So setzen neben Lebensmittelherstellern auch andere Branchen wie z.B. der Bekleidungs- oder Finanz- und Investmentsektor auf den Gebrauch entsprechender Software und treiben damit das Wachstum auf dem Markt der PLM Softwareanwendungen an. Führend im Bereich Ausbildung, Marktforschung und Beratung, prognostiziert das amerikanische Unternehmen CIMdata bis zum Jahr 2021 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 6,7 Prozent auf 56,3 Milliarden US-Dollar. Allein das spricht für das Potential des Produktlebenszyklusmanagements.

PLM Lösungen bilden das Rückgrat aller Produktinformationen auf Etiketten und unterstützen proaktiv die Datenanforderungen von Prozessen, Systemen und Menschen, die in irgendeiner Form in die Arbeit mit dem Produktlebenszyklusmanagement involviert sind. Dabei gibt es viele Gründe, nur auf ein einziges Protokollsystem zurückzugreifen, dessen Datenmanagement auf einem einheitlichen Gerüst basiert:

  • beschleunigte Produktentwicklung und schnellere Markteinführung, verbesserte Verkaufsprognosen und niedrige Innovationskosten
  • tiefere Einblicke in Schlüsselprozesse, verbesserte Überprüfungen des Designs, effizientere Kommunikation, weniger Nachbearbeitung, bessere Nutzung von Ressourcen, zufriedenere Mitarbeiter
  • höhere Produktivität und Produktqualität, stärkere Wettbewerbsfähigkeit, niedrigere Fehlerquote
  • effizientere Kommunikation mit Partnern in der Zuliefererkette über mehrschichtige Netzwerke

PLM in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie

Unternehmen aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie haben viele Herausforderungen zu bewältigen. Regulatorische Anforderungen für die Erstellung von Etiketten, komplexe Versorgungsketten und die hohe Nachfrage an Innovationen in einer Welt disruptiver und fortlaufender Trends schaffen Herstellern Probleme und fordert sie jeden Tag. Die richtige PLM Lösung, die Produktdaten und -prozesse in ein einzelnes zusammenhängendes Produkt integriert, kann viele dieser Probleme und Anforderungen bewältigen – inklusive dem viel bemängelten, fehlenden Einblick in Produktdaten und Versorgungsketten.

Eine stabile PLM Lösung glättet die fundamentalen Prozesse des Produktmanagements und ermöglicht es Unternehmen, diese hinsichtlich Qualität und Sicherheit zu optimieren sowie Innovationen zu beschleunigen. Dabei lässt es auch die wichtigsten Schlüsselbereiche nicht außer Acht: a) Projekt- und Portfoliomanagement, b) Spezifikationsverwaltung, c) Verwaltung von Rezepten und Stücklisten d) Verpackungs- und Etikettierungsverwaltung, e) Compliance Management, f) Lieferantenverwaltung. Die übergeordnete Frage, die sich hierbei stellt, betrifft alle Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie gleichermaßen. Wie können Unternehmen bei dem Umfang an entstehenden Daten mit der Entwicklung von Vorschriften, die die Etiketten und ihre Produktion betreffen, mithalten?

Die Landschaft der Produktetiketten

Die Verpackung und Etikettierung von Lebensmitteln- und Getränken ist in nahezu allen Regionen und Rechtssystemen gesetzlich geregelt. So sind Unternehmen dazu verpflichtet, Inhaltsstoffe und Nährwertangaben über Etiketten transparent an ihre potenziellen Kunden zu kommunizieren. Denn diese sollen wissen, was sie konsumieren. Über viele Jahre haben die Regierungen verschiedener Länder ihre Vorschriften zur Etikettierung von Produkten modernisiert und ausgeweitet, stets mit dem Fokus auf das Gesundheitswesen. Mit besser zugänglichen Produktinformationen wollen sie so die immer mächtiger werdende Kundenbasis ansprechen.

Gerade Unternehmen, die eine Vielzahl internationaler Märkte bedienen, müssen auf diverse landesspezifische Vorgaben achten. Eine beschwerliche Arbeit, die viel Zeit kostet, gehen der Produktion doch eine tiefgehende Recherche und eine eingehende Dokumentation der Anforderungen aller belieferten Märkte voraus. Aspekte wie beispielsweise grundlegende Ernährungsgewohnheiten, Gesundheitsverordnungen, vegane/vegetarische Zertifizierungen oder religiöse Hintergründe spielen dabei ebenso eine große Rolle wie Angaben über Herkunft der verwendeten Zutaten, deren geographischer Ursprung und landwirtschaftliche Praktiken. Eine Vielzahl an Herstellern hat in diesem Zusammenhang schon unzählige Stunden mit ermüdender und oft auch redundanter Nachforschungen zu den Vorgaben anderer Länder verbracht. Ein PLM System kann da Abhilfe schaffen.

Um die Recherche zu den landesspezifischen Gesetzen wiederholbar zu machen, bietet sich eine Automatisierung des Forschungsprozesses an. Das spart Unternehmen viel Zeit und garantiert zudem die gesetzeskonforme Generierung der Etiketten für ihre Produkte. Ändert sich die Gesetzeslage, erfahren sie es sofort und können fristgerecht mit den entsprechenden Anpassungen reagieren.

Gesetzliche Änderungen mit PLM direkt umsetzen

Seit Dezember 2014 ist in der Europäischen Union eine neue Gesetzgebung zu Lebensmittelinformationen in Kraft getreten. Sie verbindet zwei Richtlinien in Bezug auf die Etikettierung, Präsentation und Werbung für Nahrungsmittel sowie zu Nährwertangaben in einem gemeinsamen Gesetz. Das hatte vor allem eine große Veränderung der Europäischen Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) zur Folge. Sie legt fest, dass die Konsumenten beim Kauf von Lebensmitteln und Getränken mit Hilfe von Etiketten Zugang zu allen relevanten Produktinformationen erhalten sollen, und das mit europaweit einheitlichen Vorgaben zur Kennzeichnung der Produkte.

Für die Kunden ein großer Vorteil, für die Hersteller eine Herausforderung, die seit 2014 um den Aspekt zur Kennzeichnung von Allergenen reicher ist. Anstatt wie bis dahin üblich freiwillig über mögliche allergieauslösende Inhaltsstoffe eines Produktes in einem separaten Kasten zu informieren, ist diese Angabe nun obligatorisch. Und auch das Design betreffend gibt es einheitliche Vorschriften. Dick, kursiv oder unterstrichen gesetzt, sollen insgesamt 14 Allergene direkt auf dem Etikett erkennbar sein. Dazu gehören Eier, Milch, Fisch, Krusten- und Weichtiere, Erdnüsse und andere Nüsse, Sesam, Lupine, Sellerie, Senf, Gluten, Soja und Schwefeldioxid bzw. Sulfite. Weitere entscheidende Veränderungen beinhalten auch die obligatorischen Angaben zu frischem Fleisch von Schwein, Geflügel, Schaf und Ziege sowie zur Herkunft raffinierter Öle und Fette. Auch gentechnisch veränderte Zutaten, (künstliche) Ersatzstoffe und einen klaren Hinweis auf Formfleisch muss der Verbraucher deutlich erkennbar auf dem Etikett finden.

Manuelle, nicht automatisierte Prozesse würden Hersteller hier geradewegs in den Ruin führen, kostete diese Datenbearbeitung doch eine Menge an Zeit und Arbeitskraft und damit Geld. Wettbewerbsfähig ist das nicht. Wer allerdings auf ein PLM System setzt, kann die Vorgaben der EU einfach, digital und effektiv umsetzen. Zudem mindert es die Gefahr möglicher Strafzahlungen oder sogar Anklagen wegen einer Nichtbeachtung der Gesetze. Ihrem Ziel, Konsumenten das Verständnis von Etiketten und damit den Kauf sicherer Produkte zu ermöglichen, kommt die EU damit einen entscheidenden Schritt näher.

2019-06-13T10:13:42+02:00PDM, PLM|
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