Wie Verbraucher das Jahr 2020 bewältigen: Comfort Food, Kochen und Backen

Von Sauerteigbrot bis zum aufwendigen Dinner – Verbraucher auf der ganzen Welt haben sich auf ein Leben eingestellt, das der Zeit in der Küche mehr Platz einräumt. Im Jahr 2020 sind die Umsätze in den Lebensmittelgeschäften deutlich gestiegen, ein Großteil dieser Umsätze entfällt auf rezeptbasierte Gerichte und Comfort Food. Dieser Wandel dient überwiegend zur Stressbewältigung und zum Steigern der Produktivität in den eigenen vier Wänden. Die Lebensmittelindustrie profitiert deutlich.

Die Lust auf Snacks steigt

Wie bereits in einem früheren Beitrag erwähnt, hat dieses Jahr einen großen Aufschwung in Bezug auf nostalgische Einkäufe erlebt. Im Sommer stiegen die Umsätze von Campbell’s Soup um 59 % im Vergleich zum Vorjahr, und auch J.M. Smucker, dessen Umsätze aufgrund des Trends zu gesunden Lebensmitteln stetig zurückgingen, konnte seine Gewinne steigern.

In den USA ergab eine Umfrage unter 2.000 Amerikanern, dass zwei von drei Teilnehmern als Reaktion auf die Pandemie mehr Comfort Food essen. Durch den Stress bedingt, griffen 41 % der Befragten eher zu Lebensmitteln, die sie mit Kindheitstagen verknüpften, um sich glücklicher zu fühlen. Im Durchschnitt nimmt jede Person mindestens fünfmal pro Woche ein Lieblingsessen von früher oder Comfort Food zu sich.

Auch in Australien gaben über 20 % der befragten 1.000 Personen an, mehr Snacks als vor dem Ausbruch von COVID-19 zu konsumieren.

Gesundes Essen liegt zwar im Trend – doch emotionale Käufe spielen nach wie vor eine wichtige Rolle

In einer von der Fachzeitschrift „Food Quality and Preference“ veröffentlichten Studie stellten Forscher eine Liste von Keywords zusammen, nach denen in der ersten Welle der Pandemie besonders häufig gesucht wurde.

Diese Forscher verschickten anschließend einen Fragebogen, in dem sie nach der Motivation fragten, warum diese Produkte häufiger gekauft wurden als vor der Pandemie. Für das Wort „Schokolade“ nannten die Verbraucher zum Beispiel die Gründe: „Es muntert mich auf, wenn ich traurig bin“ oder „Es hilft mir, mit Stress umzugehen“.

Quelle: Laguna, L., Fiszman, S., Puerta, P., Chaya, C., & Tárrega, A. (2020). The impact of COVID-19 lockdown on food priorities. Results from a preliminary study using social media and an online survey with Spanish consumers. Food quality and preference, 86, 104028. Figure 4. Abbildung 4.

Wie Sie in dem markierten Quadranten sehen können, griffen die Verbraucher aus emotionalen Gründen eher zu Snacks und schnellen Gerichten.

Während gesundes Essen in diesem Jahr auf dem Vormarsch ist, scheint es, dass den Verbrauchern auch der Komfort wichtig ist, der Essen ihnen bringt.

Menschen, die früher strikt auf Snacks verzichtet haben, haben die Zügel nun ein wenig gelockert, um die trübe Natur der Pandemie zu überstehen.

COVID-19 lässt die Menschen wieder zu Hause kochen

Ursprünglich eine Reaktion aus der Not heraus, hat sich das Kochen zu Hause im Laufe des Jahres zu einer Art Hobby oder Interesse entwickelt. Abgesehen von der Schließung von Restaurants während des Lockdowns waren noch andere Faktoren relevant:

  • Sicherheitsbedenken bezüglich des Essens in öffentlichen Restaurants
  • Fehlender Arbeitsweg, was bedeutet, dass es keinen Grund gibt, für einen schnellen Happen zwischendurch anzuhalten
  • Finanzielle Bedenken, da das Kochen zu Hause deutlich billiger war
  • Stärkeres Bewusstsein dafür, woher die Zutaten kommen und wie sie verarbeitet werden, im Gegensatz zu Essen aus einem Restaurant
  • Allgemeines Interesse am Kochen

Für viele Menschen – vor allem für die jüngere Generation – ist das Kochen zu einer unterhaltsamen Aktivität geworden, um die Zeit während des Lockdowns zu füllen. Während das Kochen zu Hause anfangs eine Aktivität war, die getan werden musste, ist es jetzt zu einer Art „Pandemiebewältigung“ geworden. Die Menschen hatten Zeit, richtig zu recherchieren und Mahlzeiten zuzubereiten, was viele gerne taten. In einer von Bloomberg durchgeführten Umfrage gaben 43 % der Befragten der Generation Z an, dass sie auch nach der Pandemie zu Hause kochen wollen. Bei dieser Generation sind Instagram und andere Social-Media-Plattformen sehr beliebt, um interessante neue Rezepte zu finden. Sogar Familien haben sich generell wohler gefühlt, wenn sie zu Hause gekocht haben – denn dadurch hatten sie mehr Zeit miteinander.

Backen als der neue Stressabbau

Ähnlich wie das Kochen zu Hause hat auch das Backen in diesem Jahr richtig Fahrt aufgenommen. Erinnern Sie sich? Frühling und Frühsommer waren vor allem durch Sauerteigstarter und Brotbacken geprägt. Die sozialen Medien waren voll von Rezepten und Tipps für Brot und andere Backaktivitäten wie Kuchen, Kekse usw.

Hefe flog aus den Regalen wie nie zuvor, mit einer 647-prozentigen Steigerung der Hefeverkäufe in den USA im März. Kanada zeigte ähnliche Statistiken – auch dort schossen die Verkäufe in den ersten Monaten in die Höhe. In vielen Ländern auf der ganzen Welt kam es zu Engpässen bei diesen Zutaten. Lebensmittelläden waren mehrere Wochen lang ausverkauft, bevor sie ihre Bestände wieder auffüllen konnten.

Das Verhalten rund um das Backen ähnelt dem des Kochens: viele Verbraucher gaben an, diese Aktivität zum Stressabbau aufzunehmen. Vielleicht sogar noch mühsamer und zeitaufwendiger als das Kochen, erfordert das Backen eine Menge Zeit und Mühe. Vor dem Lockdown war die kaum aufzubringen. Sauerteigstarter, Hefestufen und Teigkneten haben es den Verbrauchern ermöglicht, produktiv zu sein. Und das war etwas, wonach sich viele Menschen unglaublich sehnten, als sie vom gewohnten Leben abgeschnitten waren.

Komfort gewinnt

Trotz der COVID-19-Krise haben die Menschen in diesem Jahr gelernt, sich auf Komfort zu stützen. Viele haben sich auf nostalgische Mahlzeiten und Leckereien zurückbesonnen, andere haben sich interessante Koch- und Backrezepte angeeignet. Für die Lebensmittelindustrie war dieser Trend ein eindeutiger Gewinn.

2020-12-18T09:36:12+01:00Food & Compliance|
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