Nachhaltige Verpackung, Teil I: Das Problem mit Kunststoffen

Fast alles, was Verbraucher kaufen – vom Erzeugnis bis hin zu verarbeiteten Lebensmitteln – wird verpackt geliefert, ein Großteil davon in Einwegverpackungen.

Obwohl viele Kunststoffe als wiederverwertbar wahrgenommen werden (weil sie schließlich in getrennten Recyclingtonnen landen), werden sie tatsächlich oft nicht wiederverwertet. Leider ist vieles von dem, was Menschen über Recycling denken, weit entfernt von der Realität. Wir haben deshalb beschlossen, diesem wichtigen Thema eine eigene Beitragsreihe zu widmen – natürlich mit Fokus auf die Lebensmittel- und Getränkeindustrie.

Dieser erste Beitrag befasst sich mit dem Problem des Recyclings: Warum werden Kunststoffe nicht richtig recycelt und was wollen Hersteller dagegen unternehmen?

Die Schwierigkeiten beim Recycling von Kunststoffen

Fehlinformation auf der Ebene der Verbraucher

Im Moment ist wohl das größte Problem, dass viele Kunststoffverpackungen einfach entsorgt statt recycelt werden. Selbst wenn sie von den Verbrauchern „richtig“ recycelt werden – oder was wir für richtig halten – werden Kunststoffe immer noch weitgehend weggeworfen.

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Das bedeutet, dass ein Verbraucher den Kunststoff zwar in die richtige Tonne einsortieren kann. Doch wenn sich auf dem Kunststoff dann vielleicht noch viele Lebensmittelreste befinden, wird die Verpackung in der Sortieranlage entsorgt. Wenn Sie also den Plastikbehälter mit Honig nicht richtig ausgewaschen haben, wird er wahrscheinlich überhaupt nicht recycelt, nachdem er Ihr Haus verlassen hat. Dasselbe gilt für die Kunststoffverpackung, die noch das Wachspapier enthält, auf dem das rohe Huhn lag. Trotz der guten Absichten der Verbraucher endet das Recycling nicht immer so, wie sie es annehmen.

Kunststoffarten

Es gibt auch Diskrepanzen bei den Kunststofftypen, die darüber entscheiden, ob sie recycelbar sind oder nicht. Diese beiden Arten sind Thermoplaste und Duroplaste:

  • Thermoplastische Kunststoffe: Diese können wiederholt erwärmt und eingeschmolzen werden und sind damit zu 100 % wiederverwertbar. Thermoplaste werden am häufigsten für Trinkflaschen und Behälter zur Aufbewahrung von Lebensmitteln in Form von PET verwendet (in der ersten Reihe der Tabelle mit der Bezeichnung „1 PETE“ abgebildet).
  • Duroplast: Durch die dauerhafte chemische Bindung der erhitzten Moleküle in dieser Art von Kunststoff ist Duroplast äußerst schwierig zu recyceln, da es nicht geschmolzen werden kann. Beispiele aus der Lebensmittelindustrie sind Backformen aus Kunststoff oder Flaschenverschlüsse. Beachten Sie in der Tabelle, dass bei allen Flaschen die Kappen fehlen, da die Kappen aufgrund ihrer begrenzten Recyclingfähigkeit getrennt werden sollten.

Begrenzte Sortierung auf Werksebene

Ein weiteres (un)bekanntes Problem bei Kunststoffen ist, dass Sortiermaschinen nicht immer erkennen können, welche Art von Kunststoffen über das Band kommen. Außerdem können sie Papierverpackungen nicht von ihrer inneren Kunststoffauskleidung trennen. Infolgedessen werden auch diese weggeworfen. Mit seinen innovativen digitalen Wasserzeichen versucht das Holy-Grail-Projekt zwar, dieser Tatsache direkt entgegenzuwirken.

Doch das Projekt allein kann nicht alle aktuellen Probleme der Kunststoffverpackungen kompensieren, zumal es erst am Anfang steht.

Sind biologisch abbaubare Kunststoffe wirklich biologisch abbaubar?

Wenn Verpackungen nicht recycelt werden können und stattdessen weggeworfen werden, wo kommen sie dann hin? In der EU landen 40 % der Verpackungen auf einer Mülldeponie, was ungefähr 9 Millionen Tonnen Kunststoffabfall entspricht.

Einige Unternehmen haben sich für biologisch abbaubare Kunststoffe entschieden – im Verständnis vieler Menschen also Kunststoffe, die sich in für die Umwelt unbedenkliche Stoffe zersetzen. Das klingt alles gut. Vielen Verbrauchern ist aber wahrscheinlich nicht bewusst, dass diese biologisch abbaubaren Kunststoffe nur unter bestimmten reaktiven Bedingungen abgebaut werden können.

Sie müssen in einer industriellen Umgebung hohen Temperaturen und starkem Druck ausgesetzt werden und benötigen oft viel Zeit, um sich vollständig zu zersetzen. Es gibt wahrscheinlich keine Möglichkeit, dass ein Durchschnittsverbraucher biologisch abbaubare Verpackungen in seinem eigenen Haus ordnungsgemäß kompostieren könnte.

Und es ist auch wahrscheinlich, dass biologisch abbaubare Kunststoffe, die in der Industrie nicht richtig behandelt werden, unglücklicherweise in unseren Meeren landen werden. Und dort für viele, viele Jahre bleiben.
Mit anderen Worten: Ja, die meisten Kunststoffe sind biologisch abbaubar, aber sie werden sich unter natürlichen Bedingungen erst nach hunderten bis tausenden von Jahren zersetzen. Und wenn sie sich mit etwas Glück in kürzerer Zeit zersetzen, werden viele der kleinen Mikrofasern, aus denen der Kunststoff besteht, in der Natur landen und dort Schaden anrichten.

Die Lösung für Lebensmittel und Getränke

Die Lebensmittelindustrie trägt in erheblichem Maße zu den Kunststoffabfällen bei – vor allem deshalb, weil die Forschung über Auswirkungen von Kunststoff jahrelang im Hintergrund stand. Bevor der Klimawandel in den letzten zehn Jahren zu einem solchen Problem wurde, standen Unternehmen und Bürger nicht so sehr unter dem Druck einer ordnungsgemäßen Abfallwirtschaft. Jetzt wird sich die Gesellschaft der Folgen langsam bewusst. Damit ist es umso bedeutsamer, dass die wichtigsten Interessengruppen ihren Teil beitragen.

Glücklicherweise unternimmt die Lebensmittelindustrie mittlerweile die notwendigen Schritte, um Lösungen zu finden. Einige dieser Lösungen betreffen die Umsetzung nachhaltigerer Optionen oder Materialveränderungen, z.B. die Umstellung von Kunststoff auf Glas. Andere Lösungen umfassen innovative Verpackungsdesigns – von essbaren Bechern bis hin zu Kompost-Kits für zu Hause.

Möchten Sie mehr über diese aufregenden neuen Veränderungen erfahren? Dann seien Sie gespannt auf den nächsten Beitrag unserer Reihe!

2020-10-27T08:58:59+01:00Food & Compliance, Transparency|
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